Es ist der letzte Sonntag dieses Sommers, der 21. September 25. Wir gehen auf die Tag-Nacht-Gleiche zu, die für den folgenden Montag notiert ist. Um genau 20.19 Uhr steht die Sonne über dem Äquator.

Das weiß ich aus Literatur, denn sowas sinnlich wahrzunehmen bin ich nicht gerüstet. Diese Markierung trifft sich mit einem womöglich letzten großen Auftritt des Sommers in der Steiermark. Der Sonntag brachte es auf eine Spitze von 27 Grad plus.
Den Samstag davor hatte ich bei einem Gewässer in der Wiese gelegen. Da war deutlich spürbar gewesen, daß sich die Nässe des Morgens im Schatten bis zum Nachmittag hin am Gras hatte festkrallen können. So ein strahlendes Wochenende bedeutet, daß ich unterwegs stets die Kamera bereithalte, denn da werden erfahrungsgemäß Perlen ausgeführt.

Beim rollenden Kulturgut krieg ich meist nur ein, zwei Fotos, dann sind die Fahrzeuge außer Reichweite. Den sauberen 144er Volvo hatte ich nicht kommen sehn. Dafür war zwei Extras leicht zu bekommen. Da kamen Klassiker vor dem Diner „True Fellas“ nebeneinander zu stehen und ich konnte mir Zeit lassen.
Ich betrat gerade das Set, als ein Ehepaar mit einer C4 neben einem Olds Eighty-Eight einparkte. Okay, sowas muß ein wenig erläutert werden. Das coole vierte Baumuster der Corvette war im Frühjahr 1983 vorgestellt worden, löste damals die spektakulär gestaltete „Cokebottle“ ab.
Das Design der vierten Generation paßte – wie man sehen kann, in den damals noch jungen Trend zur Keilform, welcher in Europa zehn Jahre davor an Breite gewonnen hatte. Genau! Über Giugiaros Passat und Golf. (Den Golf hab ich grade als Thema im Zeit.Raum.)
Daneben der wuchtige Oldsmobile 88. Ein Modell der zweiten Generation (1956). Prominenter Stammbaum! Dessen Vorläufer von 1949 hatte als erstes Modell den hochverdichtenden Rocket V8-Motor. Jener Vorläufer meines Sonntagsfundes gilt in der Geschichtsschreibung offiziell als erstes amerikanisches Muscle Car.

Der Olde Eighty Eight schaffte immerhin eine zehnte Generation, die von 1992 bis 1999 gebaut wurde. Eine Dekade der rundgelutschten Designs, zu denen mir nichts einfällt. Das waren nun meine Themenlinien. Vom moderaten Bürgerkäfig zum Muscle Car. Vom Automobil-Barock zur Keilform. Die Corvette so langsam auf dem Weg zu einem richtigen Sportwagen. Das ist nicht bloß Designgeschiche, sondern auch Popkultur.
Ich unterhielt mich noch kurz mit der Frau aus der Corvette über diese Zusammenhänge, erfuhr, daß sie zuhause verschiedene ältere Volvos stehen hätten. Da kam ihr Mann vor das Lokal heraus und rief ihr zu: „Dein Cola wird warm!“