Wer in diesem Geschäft erst am Anfang steht, wird sein Repertoire eventuell gleich einmal damit ausstatten: „Der Weg ist das Ziel.“ „In der Ruhe liegt die Kraft.“ „Schön, daß es dich gibt.“ Da kann man gelegentlich auch ein „Laßt die Spiele beginnen!“ reinhauen. Und man schließt mit einem Zitat aus der Bibel ab: „Es ist vollbracht!“

Es schadet sicher nichts, wenn man sich bereits in dieser frühen Phase übt, die Selbstdefinition durch Feindmarkierung geschmeidig anzuwenden. Eine Grundübung dieses Genres ist mit „Alles Nutten, außer Mama“ überliefert. Gesetzter eröffnet man mit Floskeln wie „Die Mehrheit der Bevölkerung…“ oder „90 Prozent der Menschen…“

Wer sich schon etwas sicherer fühlt, behauptet ab und zu „Die Wahrheit ist…“, „Niemand denkt an…“ oder „Alle sagen nur…“, um klar zu machen: „Hier arbeitet ein erhabener Geist“. Wenn man einen Hauch Sendungsbewußtsein in sich findet, wird man vielleicht gelegentlich einstreuen: „Es ist Zeit, die Masken fallen zu lassen!“
Was immer Ihnen via Social Media zugetragen wird, läßt sich meist anhand zweier Kategorien leicht sortieren. Was sind Argumente zur Sache und was sind Argumente zur Person? Ich werde in einem Streit eventuell die Argumente meines Gegenübers angreifen. Deshalb muß ich ja die Person nicht angreifen. Notfalls finden wir uns in einem unlösbaren Dissens wieder. Na und?

Manche greifen aber schon von hausaus die andere Personen an, verzichten auf Argumente, verkünden bloß ihre Meinung, statt ihre Gründe zu nennen. Da wäre dann „Die globale Verblödung“, der man sich selbst natürlich nicht zurechnet, da wären ferner „viele Deppen“ und zum Glück verfügt man selbst über „gesunden Menschenverstand“, was immer da sein soll.
So entspricht jemand mit Worten dem, was man auf physischer Ebene mit einem Prügel zwischen Menschen anrichtet. Das fällt unter eine besonders perfide Schäbigkeit, die derzeit boomt: Gewalt durch Sprache. Was tut solche Art des Angreifers gewöhnlich?

Das Geschwafel bemäntelt den eigenen Mangel an Inhalten und vor allem auch an Esprit. Der geistlose Mensch, dem Wissenserwerb zu blöd war, zu anstrengend, was weiß ich, wird eben drastische Maßnahmen bevorzugen, um diese Mängel zu kaschieren. Also beispielsweise das Herabwürdigen aller übrigen Leute, die nicht seiner oder ihrer Meinung sind.
Abschätzigkeit ist ein zuverlässiger Indikator. Meine Aufmerksamkeit zappt in den Social Media sofort weg, wenn jemand a) mit Floskeln und b) mit Grobheiten kommt. Solche Leute haben nichts zu sagen und versuchen, einem genau das aufzudrängen. Der Modus einer Troll-Kultur lautet: „Was, das interessiert dich nicht? Na, das werde ich dir jetzt erklären!“
+) Mars (Eine Debatte über Krieg)
+) Rechtsruck