Nein, keine CAD-Software, kein Printer, überhaupt keine EDV. Dieser Ausschnitt gehört zu einer Originalzeichnung, mit der mir Architekt Karner darleget hat, wie man die drei Dimensionen des Raumes auf zwei Dimensionen eines Blattes umlegt.

Das Blatt ist übrigens schon vergeben. Fotograf Richard Mayr hält es fest in Händen. Es gehört nun ihm. Es wird aber in der kommenden Ausstellung zu sehen sein. Karner ist, wie schon mehrfach belegt, ein exzellenter Zeichner. Dieses Exponat verweist auf einige größere Themen.
Dank einer Blicktheorie aus der arabischen Kultur hat Europa in der Renaissance gelernt, mit Perspektiven in Darstellungen umzugehen. Filippo Brunelleschi, ein bedeutender Berufskollege von Karner, ging als Meister der Zentralperspektive in unsere Geschichte ein.
Durch die Zentralperspektive wurde praktisch auch der Standort des Beobachters definiert, ja, der Betrachter überhaupt erst in die Gesamtsituation einbezogen. Beachten Sie bei Kinoerlebnissen das Gestaltungsmittel „subjektive Kamera“, um Eindrücke zu gewinnen, daß so eine Inszenierung auch heute noch nicht selbstverständlich ist.
Die Karner-Grafik zeigt den 1909 erstmals gebauten Blitzen-Benz. Dieses Monster bezieht aus 21,5 Liter Hubraum rund 200 PS an Kraft, was im Jahr 1911 zur damals völlig außerirdischen Spitzengeschwindigkeit von 228 Km/h führte. Kein anderes Vehikel zur Erde und in der Luft war schneller.

Kulturell gesehen war der Speed Demon erwacht. Für solches Tempo mußten Menschen sich neue Kompetenzen im räumlichen Sehen aneignen. Das war eine völlig andere Kategorie als jene Streitwagen, die seit den Sumerern über rund fünftausend Jahre verfeinert wurden.
Aber mindestens so lange sind Fahrzeuge keineswegs bloß zur Raumüberwindung gemacht, um Menschen von A nach B zu bringen. Gesteigertes Tempo zu erfahren, Sozialprestige auszudrücken und noble Distanz zu andern Leuten vorzuführen, Vorteile auf Schlachtfeldern erringen, subkulturelle Variationen ersinnen… Da sind viele andere Motive als bloß Mobilität, an die gelegentlich Räder geschraubt werden.
Die Ausstellung vom 23. bis 25. Mai 25 in Gleisdorf:
+) Geist in der Maschine