Mars: Spirituelle Qualifikation

Selbstverständlich ist Sprache als Waffe einsetzbar. (Wer wüßte das besser als ich?) Nun habe ich meine Betrachtungen der kulturellen Unterschiede zwischen Wundrakien und Kruschestan einmal etwas ruhen lassen.

Worte um zu verletzen? Sehr populär!

Aus zwei Gründen. Erstens ist es unerquicklich, sich womöglich pausenlos mit unerfreulichen Umständen zu befassen. Zweitens wollte ich Zeit vergehen lassen, um zu sehen, ob sich da einmal etwas Erfreuliches zeigt.

Bei allen Wundrakiern, die mir bisher aufgefallen sind, ist das Muster bisher gleichbleibend. Ob Wundrak, Karolyi oder Krausler, an den Facebook-Timelines hat sich nichts geändert. Die bieten Selbstdarstellung, plus gelegentliche Statements zur Lage der Welt, vorzugsweise über das Reposten der Beiträge anderer Leute.

Wundrakien ist übrigens größer als ich dachte. Genau dieser Modus ist unglaublich weit verbreitet, möglicherweise eine der Hauptstrategien in den Social Media. Derlei Reposting, dazu bestenfalls noch der eine oder andere abschätzige Kommentar, das erspart einem jeden Anstrengung des persönlichen Wissenserwerbes.

Was das sein soll? Wissenserwerb? Na, das Suchen und Rezipieren von Informationen, das Reflektieren solcher Inhalte, und dann das Formulieren einer persönlichen Schlußfolgerung; ganz egal, ob man sie nur denkt oder auch veröffentlicht. Das wäre eine Verfahrensweise, in der man aus Informationen eigenes Wissen generiert.

Wundrak, Karolyi oder Krausler? Nein. Die Arbeit spart man sich. Aber es werden im Anlaßfall Meinungen rausgehauen, via Massenmedium verbreitet, und sei es bloß, um sich in den Social Media bemerkbar zu machen. Sowas heißt in Kruschestan Propaganda. In Wundrakien möglicherweise Meinungsfreiheit.

Wenig überraschend, daß bei manchen Menschen in diesem Modus Gewalt durch Sprache Standard ist. Also eine Form der Gewalttätigkeit. Dazu fallen mir noch Anmaßung und Überheblichkeit auf. Man mag sich, wenn es beliebt, jederzeit denken, daß man selbst ungefähr ein Genie sei, von singulärer Exzellenz gegenüber einer angeblich depperten Menschheit. Aber verlautbaren?

In Kruschestan gelten Menschenverachtung und hämische Abschätzigkeit gegenüber Andersdenkenden als unakzeptabel. In Wundrakien scheint es gängige Praxis zu sein. Wer etwa via Massenmedium verkündet, „der Rest“ bestehe mehrheitlich aus Trotteln, hat womöglich ein paar Probleme mit seinem oder ihrem Selbstbewußtsein.

Das läßt sich offenbar durch Anmaßung etwas mildern. Wie sich diese Pose aber mit den denkbaren Standards von Spiritualität vereinbaren läßt und weshalb ein erklärtermaßen spiritueller Mensch sowas nicht kategorisch ablehnen muß, ist mir rätselhaft. Doch ich gehöre eben einer anderen Kultur an, nicht der von Wundrakien.

Wenn so eine Position jemanden nicht gegen Verächtlichkeit und Gewalt durch Sprache wappnet, würde ich gerne wissen, worin genau der Wert solcher Spiritualität liegen soll. Ich zitiere Christoph Wundrak: „Die Hauptquelle meines Wissens ist Daniele Ganser, weil er über einen starken für dieses Genre seltenen spirituellen Background verfügt. Und die spirituelle Perspektive interessiert mich auch grundsätzlich mehr als die traurigen Fakten dieses globalen Krisenkonglomerats, das zum globalen/kosmischen Transformationsprozess anscheinend unvermeidlich dazu gehört.“

+) Mars (Eine Debatte über Krieg)
+) Netzkultur