Mars: Faschismus VI

Postskriptum
Das „Nie wieder!“ wird gewöhnlich mit dem Buchenwald-Schwur assoziiert. Der geht auf eine Gedenkfeier für die Toten des Lagers am 19. April 1945 zurück. Da kommen diese zwei Worte allerdings explizit nicht vor. Der Kontext ist aber klar und meinte „Nie wieder Faschismus“, so auch „Nie wieder Krieg“. (Von Theodor W. Adorno ist übrigens dieser Satz überliefert: „Daß Auschwitz nicht noch einmal sei“.)

Der Buchenwald-Schwur: HIER

Köhlmeier kramt also im Fundus des vorigen Jahrhunderts, statt den aktuellen Faschismus zu entschlüsseln. Bert Brecht schrieb im dänischen Exil 1941 (!) das Stück „Der aufhaltsame Aufstieg des Arturo Ui“. Darin heißt es: „Ihr aber lernet, wie man sieht, statt stiert und handelt, statt zu reden noch und noch. / So was hätt einmal die Welt regiert! / Die Völker wurden seiner Herr, jedoch das keiner uns zu früh da triumphiert – / Der Schoß ist fruchtbar noch, aus dem das kroch.“

Das ist mindestens durch Rußlands kriegerische Expansion hinfällig, denn was da schon im Vorlauf geleistet wurde und was sich heute zeigt, ist reichlicher Beleg, daß ich nicht mehr zwischen historischem Faschismus und Neofaschismus zu unterscheiden brauche. Jene Kräfte zeigen Kontinuität. Und zwar quer durch die überwiegend ruhigere Konsolidierungsphase der 1980er und 1990er Jahre.

Dessen Sach- und Machtpromotoren haben nie neu begonnen. Sie variieren bloß, was wir über den Faschismus längst wissen, setzen das auf der Höhe der Zeit und mit aktuell verfügbaren Mitteln um. Bliebe noch ein kleines Rätsel: Weshalb wird das in Wundrakien kein Thema? Immerhin ist Christoph Wundrak Ensemble-Mitglied von Köhlmeiers antifaschistisch ausgerichtetem Projekt „Nie wider!“. In Kruschestan haben wir das in Arbeit. Dort geschieht eher nichts dergleichen.

+) Vorlauf: Faschismus V
+) Mars (Eine Debatte über Krieg)
+) Rechtsruck