Mars: Gewalt durch Sprache II

Durch Hannah Arendt hab ich erstmals verstanden, daß das Sprechen auch Handeln ist, daß Mitteilung und Vollzug zusammenfallen können.

Wenn die Meute reitet, gibt es Kleinholz.

Sagt Ihnen Jennifer Iglesias etwas? Elsa Latifaj? Zoe Saip? Das sind einige von mehreren exponierten Frauen im aktuellen „Reality TV“, an denen vor allem auffällt, wie niedrig ihre Reizschwellen sind und daß sie offenbar in Kontroversen ohne besondere Impulskontrolle reingehen.

Das sorgt nicht nur gelegentlich für enorme Schimpftiraden, sondern da werden via TV auch hemmungslos Gewaltandrohungen verbreitet, daß es nur so scheppert. Ich weiß derzeit noch keinen Grund, weshalb in diesen Shows seit Jahren Männer kaum je so hart ausfahren, wie ein ganzes Set von angriffslustigen Frauen. (Mutmaßlich eine Besetzungsstrategie, um Quote zu generieren.)

Es ist längst sehr populär, heute Gewalt durch Sprache gleichermaßen privat wie öffentlich mit diesem „Ich bin ja nur ehrlich“ zu kostümieren. Ein völlig rücksichtsloses Verhalten, das in manchen Varianten auch gerichtstauglich wäre. Das entfaltet sich unter dem Deckmantel heuchlerischer Debatten über „fake oder real“, über „ehrlich oder unecht“.

Ich nehme an, die massenmedial verbreitete Vorbildwirkung solcher Umgangsformen ist katastrophal und eine ernste Bürde für den sozialen Frieden im Land. Sie finden das längst auch alle Tage in den Social Media. Mit den gleichen Ausreden garniert: „Ich werde doch wohl noch meine Meinung sagen dürfen.“ „Man darf ja heute nichts mehr sagen.“

Sprache kann verletzen
Wenn man erst einmal verstanden hat, daß verbale Demütigungen und Gewaltandrohungen ebenso Kerben in eine Seele hauen, wie das ein Faustschlag bei Körper und Seele tut, bekommt man einen Eindruck von der Tragweite des Problems. Derzeit boomt eine Art metaphysisches Faustrecht.

Das gilt übrigens auch für politisches Personal, welches via Massenmedien gelegentlich verblüffend beleidigende Statements raushaut und so tut, als wäre das legitimer politischer Diskurs. Das ist es selbstverständlich nicht, sondern ganz einfach rohe Gewalt durch Sprache.

Der Klassiker: Verkünden statt begründen.
Argumente zur Person statt zur Sache.

Hier ergibt sich ebenfalls eine negative Vorbildwirkung, die unser gesellschaftliches Klima vergiftet und sich letztlich vor allem auch noch als innerfamiliäre Gewalt äußert. Das trifft in Österreich nicht nur, aber überwiegend Frauen und Mädchen.

Ich staune über so manchen Friedensfrömmler, der mir etwa in Facebook die Mängel europäischer Sicherheitspolitik erklärt, aktuelle Kriegshandlungen erläutert, aber mindestens unter seinen nahen Kontakten finde ich dann immer wieder Beispiele für jene Gewalt durch Sprache, die unter Frömmlern anscheinend gar nicht mehr als Gewaltakt identifiziert wird.

Den Klassiker solcher Verhältnisse finde ich ein einem Satz von Psychiaterin Adelheid Kastner angetippt: „Wollen Sie diskutieren oder recht haben?“ [Fortsetzung folgt!]

+) Mars (Eine Debatte über Krieg)
+) Rechtsruck

Über der krusche

jahrgang 56, freischaffend
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